Samstag, 17. Dezember 2011

das mindestreservesystem - oder: die bank gewinnt immer

nachdem der geneigte leser jetzt im bilde ist, wie geld entsteht (s. geldschöpfungs-post) will ich im nächsten schritt das mindestreservesystem der banken erklären.

funktioniert am besten am praktischen beispiel:

beispiel 1:

häuslebauer h geht zur bank b und will 100.000 €, um ein haus zu bauen. die bank b gibt häuslebauer h den gewünschten kredit und schreibt dem konto von h 100.000 € gut.

woher nimmt die bank das geld? aus den spareinlagen anderer kunden?

weit gefehlt - die bank erschafft die 100.000 €, indem sie die zahl 100.000 in den pc der bank eingibt und auf enter drückt.

die bank muss dafür lediglich 2 prozent der kreditsumme, in unserem fall also 2.000 € bei der zentralbank (im euroraum die ezb) hinterlegen. diese hinterlegte summe ist die so genannte mindestreserve.

jetzt rechnen wir mal:

die bank nimmt die 2.000 € für die mindestreserve in der regel als kredit bei der zentralbank auf. der leitzins der ezb liegt derzeit bei 1%. wir rechnen wie immer für ein jahr: die bank kostet das vorhalten der mindestreserve für ein jahr somit 20 €.

auf der anderen seite kassiert die bank für die erschaffenen 100.000 € zinsen vom häuslebauer. bei einem zinssatz von 5% sind dies 5.000 €.

weil es so unglaublich scheint, fasse ich gern noch einmal zusammen:

die bank hat weder 2.000 oder gar 100.000 € im bestand. um 100.000 € kredit zu vergeben, borgt sie sich 2.000 € bei der zentralbank. kosten für die bank: 20 €. für die von der bank selbst geschaffene geldmenge von 100.000 € kassiert die bank 5.000 € zinsen.

kleine guv:

einnahmen: 5.000 €
ausgaben: 20 €
überschuss: 4.980 €

in dem kontext ist mir völlig schleierhaft, wie herr ackermann seinen laden auf 25% eigenkapitalrendite runterrechnen will.

weil aber für herrn ackermann die 5.000 € vom häuslebauer h bestenfalls peanuts sind, kommen wir nun zum größeren rahmen. da heutzutage nur noch von milliardenbeträgen und staatsschulden die rede ist, machen wir im beispiel 2 da einfach mal mit.

beispiel 2:

frau merkel stellt fest, dass herr schäuble völlig überraschend seinen laden nicht im griff hat und deutschland geld braucht, sagen wir mal 2 mrd. €.

was macht frau merkel? sie gibt staatsanleihen heraus, die alle der herr ackermann kaufen will.

herr ackermann hat aber auch kein geld in der portokasse und nimmt deshalb einen kredit bei der ezb auf. 2 mrd. €. laufzeit 1 jahr, leitzins 1% - kennen wir ja schon. 1% zinsen für 2 mrd. € verursachen bei herrn ackermann kosten von 20 mio €, die er als zinsen an die ezb zahlen muss.

von frau merkel erhält herr ackermann aktuell 2% zinsen auf die gekauften staatsanleihen, mithin 40 mio für die laufzeit von einem jahr. herr ackermann erwirtschaftet somit allein mit diesem geschäft einen gewinn von 20 mio €.

jetzt kommt die mindestreserve ins spiel:

herr großmann kommt zu herrn ackermann. atomstrom ist out, windkraft ist in. herr großmann muss seinen ganzen kraftwerkspark umbauen und braucht 100 mrd. €. kein problem, sagt herr ackermann. er setzt sich an seinen pc, tippt die zahl 100.000.000.000,00 € in den rechner - enter - schwupps hat er 100 mrd € geschaffen und die gleich dem konto von herrn großmann gutgeschrieben. herr großmann soll 5% zinsen für den kredit zahlen.

zur hinterlegung der mindestreserve nimmt herr ackermann die 2 mrd. deutscher staatsanleihen, die er von frau merkel gekauft hat. diese werden von der ezb als 100%-ige sicherheit akzeptiert.

kleine guv für herrn ackermann:

ausgaben: 20 mio € (für den kredit von 2 mrd €, den er bei der ezb aufgenommen hat)

einnahme 1: 40 mio € (kriegt er von frau merkel für die gekauften staatsanleihen im wert von 2 mrd €)

einnahme 2: 5.000 mio € (kriegt er von herrn großmann für die am pc selbst geschaffene geldmenge von 100 mrd. €)

überschuss: 5.020.000.000,00 € (in worten: fünf milliarden und zwanzig millionen euro)

ich wünsche ihnen noch einen schönen abend!

10 Kommentare:

  1. Sehr interessante Rechnerei, die die privaten "Mindestreserven" von Herrn Ackermann und Co. gut erklärt...

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  2. Das lernt man bereits im ersten Semester Volkswirtschaftslehre. Kein Wunder also, das Banker reich, wir dagegen nicht reich sind!

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  3. Wenn oben stehende Beispiele stimmen und die einzigen Varianten wären, warum gibt die Bank mir dann Zinsen (die über den Zinsen der EZB liegen) ?

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  4. gute frage, harry, gute frage!

    aber auch darauf gibt es eine antwort, die sich für die bank rechnet:

    wenn die bank dem sparer nur den ezb-leitzinssatz von 1% auf guthaben zahlen würde, dann würden viele sparer das als unrentabel ansehen und ihr geld lieber im sparstrumpf zu hause aufbewahren. bargeld bekommt die bank aber nur von der ezb und muss daher bargeld immer zu 100% von der ezb leihen.

    beispiel: wenn also oma erna 2.000 € auf der kante hat und sie hebt diese 2.000 € ab, dann muss die bank sich 2.000 € in bar von der ezb besorgen:

    kostet die bank bei 1% leitzins 20 € pro jahr.

    wenn oma erna sich allerdings entschließt, die 2.000 € für 1 jahr zum sagenhaften zinssatz von 3% fest anzulegen, sieht die rechung wie folgt aus:

    zinsen für erna: 2.000 € x 3% = 60 € pro jahr

    sieht erstmal schlechter aus als die barauszahlung.

    jetzt kommt aber wieder der taschenspielertrick der mindestreserve ins spiel:

    die bank nimmt die 2.000 € von erna, hinterlegt den betrag bei der ezb als mindestreserve und kann damit 100.000 € kreditvolumen für häuslebauer h kreieren (= giralgeldschöpfung)

    der kredit läuft ein jahr und häuslebauer h muss 5% zinsen pro jahr zahlen.

    rechnet sich wie folgt: 100.000 € x 5% = 5.000 €.

    kleine gewinn- und verlustrechnung für die bank:


    einnahmen: 5.000 € (zinsen von häuslebauer h)
    ausgaben: 60 € (zinszahlung an oma erna)
    überschuss: 4.940 €

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  6. Vollkommener Blödsinn.

    Es gibt eine Mindestreserve. Das ist richtig.
    Aber das bedeutet genau das umgekerhte von dem was da beschrieben wird.

    Zunächst einmal bezieht sich die Mindestreserve auf Sicht- oder Termineinlagen. Also die Bank muss für jede dieser Einlagen eine Mindestreserve bei der EZB unterhalten, der Rest darf für die Kreditvergabe genutzt werden. Davon wird dann auf einem anderen Konto wieder ein Guthaben gehalten von dem ebenfalls eine Sichteinlage unterhalten wird...

    Dieses Vorgang nennt man auch Giralgeldschöpfung. Die Mindestreservesätze schränken das ein oder unterstützen dass. Es ist ein Geldmarktpolitisches Instrument von der EZB und unterstützt eine expansive oder restriktive Kreditpolitik oder eben nicht.
    Derzeit liegen wir bei der EZB bei 1%, in China sind es z.B. ca. 20%.

    Die GuV Rechnung ist natürlich auch ein Witz. Was der Herr da eher beschreibt ist die Zentralbank aber nicht die Geschäftsbank und die muss auch keine Mindestreserve unterhalten.

    Mal abgesehen davon hätten wir ja bei diesem Modell, niemals eine Liquiditätskrise gehabt (weil wir hätten ja auf ein paar nullen und Enter nur drücken müssen, Mensch sind wir Banken doof).

    Und Einlagen würden sich wohl auch prinzipiell nicht verzinsen (weil da brauchen wir ja nur Enter drücken).

    Und das Basel III an die Banken extrem hohe Anforderungen bei der Liquidität und Progrnose der benötigten Mittel anstelle ist ja dann Gott sei Dank auch nicht nötig.

    By the way, Griechenland? Wieso ist das ein Problem? Wir drück ein paar Nullen und "Enter". *g*

    lol, die Naivität von manchen ist schon echt zum schießen.

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  7. Ach ja, was vielleicht noch erwähnenswert wäre ist, dass schon seit Basel I 8% der Kredite (unbesichert) mit Eigenkapital zu unterlegen sind und mit der Weiterentwicklung von Basel II dies in Abhängigkeit von der Bonität mehr oder weniger ist.

    Im schnitt kann eine Geschäftsbank damit etwa das 12,5 fache an unbesicherten Krediten vergeben.
    Das ist natürlich nur theoretisch, da auch weitere Risiken, wie z.B. aus dem Handelsbuch oder der operativen Risiken ebenfalls mit Eigenkapital unterlegt sein müssen.
    Solide Sicherheiten können ebenfalls das Volumen erhöhen (wenn z.B. ein Unternehmer eine Grundschuld anbieten kann).

    Da das Geschäft der Banken unprofitabler geworden ist (vorher haben bereits relativ geringe Erträge eine gute Eigenkapitalrendite erwirtschafteet, da wenig EK eingesetzt werden musste) und auch durch die Abschreibungen (Griechenlandkrise) und schlechteren Marktbedingungen derzeit eher noch Verluste produziert wurden, sinkt das EK anstatt zu steigen. Organisch kann es also derzeit nicht wachsen und Investoren müssen her, welche aber die Banken und Finanzwelt eher nicht so attraktiv finden derzeit.

    Falls sich keine, zu wenige Investoren finden oder die Bedingungen zu unattraktiv sind, dann
    müssen die Banken ihre Kreditportfolien eher abbauen. Sprich dann haben wir eine Kreditklemme.
    Dies ist im Süden und Osten Europas schon derzeit so zu sehen.

    Aber wir wissen ja wie das zu lösen ist...einfach ein paar nullen eingeben und "Enter" drücken. ;-)

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  8. lieber böser banker,

    1. "vollkommener blödsinn" ist als argument ungefähr so wertvoll wie "verschwörungstheorie"

    2. ich habe keine ahnung, wo du deine kenntnisse über das mindestreservesystem generierst, ich jedenfalls halte es mit der bundesbank, der ich zumindest solides halbwissen zutraue:

    "Wie kann das Eurosystem sicherstellen, dass die Geschäftsbanken nicht
    übermäßig viel Giralgeld schaffen und darüber das Ziel Preisstabilität
    gefährden? Ein wichtiges Instrument dazu ist
    die sogenannte Mindestreserve. Das Eurosystem
    kann die Geschäftsbanken verpflichten diese
    zu halten. Berechnet wird die Mindestreserve
    für jede Geschäftsbank aus der Höhe bestimmter
    Sicht-, Termin- und Spareinlagen, die Nichtbanken
    bei ihr auf Konten unterhalten. Derzeit
    beträgt der Mindestreservesatz im Eurosystem zwei Prozent. Das bedeutet:
    Hat eine Geschäftsbank ihren Kunden insgesamt 100 Millionen auf
    Girokonten gutgeschrieben, muss sie zwei Millionen Euro als Mindestreserve
    halten – und zwar in Zentralbankgeld, also als ein Guthaben auf
    ihrem Konto bei der Zentralbank. In der Praxis des Eurosystems kann sich
    eine Geschäftsbank das benötigte Zentralbankgeld zur Erfüllung der
    Mindestreservepflicht in erster Linie nur dadurch beschaffen, dass die
    Zentralbank ihr – wie oben beschrieben – einen Kredit gewährt."

    keine ahnung also, was du mir sagen willst.

    woher kommen denn die o.g. Sicht-, Termin- und Spareinlagen, die Nichtbanken haben? aus der giralgeldschöpfung.

    und in bezug auf basel III weißt du besser als ich, dass seit 2008 die banken ihre sicherheiten faktisch selbst bewerten können. die ganzen schrottpapiere werden ganz schick zum einkaufspreis in die bilanz gepinselt, sonst wären noch ein paar mehr banken die wupper runter gegangen.

    dass du als banker das system ok findest, kann ich ja sogar verstehen. das ist ungefähr so, als wenn ich uli hoeneß frage, wer der beste deutsche fußballclub ist.

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    1. Ja, so verstehe ich das auch.
      Der Mindestreservesatz ist im Jänner 2012 von 2% auf 1% reduziert worden. Kreditbanken können seit dem die doppelte Menge an Kredit generieren. Aus Fr. Ernas gesparten € 2000,- werden nicht wie zuvor 100 sondern 200.000,- Kreditgeld erschaffen. Damit wollte man wohl einer drohenden Kreditklemme begegnet; bzw. heben viele Private (nicht nur in Griechenland und Spanien) hohe Bargeldbeträge von den Banken ab. Für jeden abgehobenen Tausender müsste die Bank jetzt umgekehrt 100.000,- vergebenen Kredit zurückfordern damit die Rechnung wieder stimmt. Der Erschaffung von Kreditgeld sind auch noch andere Grenzen gesetzt und die sind auch in den diversen Basel I-III geregelt: Der Kreditnehmer muß entsprechende Bonität mitbringen. Jetzt wird das Grundproblem dieses, einem Schneeballsystem ähnlichen Kreditgeldsystems sichtbar. Es gibt kaum mehr Private oder Unternehmem die ausreichend kreditwürdig sind. In der finalen Phase muß der Staat herhalten, aber auch dessen Bonität ist nahezu erschöpft.
      Wie bei jedem Schneeballsystem bricht auch unser Geldsystem zusammen, wenn keine neuen Mitspieler (Schuldner) gefunden werden können.
      Die einzige Reform, die uns aus dieser Krise heraushelfen könnte, ist eine Geldsystemreform, die den Geschäftsbanken das unkontrollierte Erschaffen von Geld durch Kredit verbietet.

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    2. lieber blogwart,

      die erklärung findest du in deinem eigenen zitat. die beschreibung von "der böse banker" stimmt nämlich sehr wohl damit überein.

      du verwechselst da etwas zwischen KREDITEN und EINLAGEN.;)
      wie "dbb" schon sehr schön beschrieben hat bezieht sich die MINDESTRESERVE auf die EINLAGEN und NICHT auf die KREDITE.


      hier nochmal der wichtistge teil deines zitates:
      "Berechnet wird die Mindestreserve
      für jede Geschäftsbank aus der Höhe bestimmter
      Sicht-, Termin- und SpareEINLAGEN, die Nichtbanken
      bei ihr auf Konten unterhalten."

      das heißt, wenn frau erna 2000€ als sparEINLAGE bei ihrer bank hat, muss diese 1% davon als mindestreserve auf dem ezb konto haben (z.b. als ek oder kredit).

      wenn die bank dagegen herrn grossmann z.b. 100.000€ leiht (KREDIT), wird sie i.d.r. dafür sorgen, dass sie das geld auch zurück bekommt (gesicherte KREDITE durch beispielsweise immobilien, grundstücke, usw.).

      falls die bank aus irgendwelchen dubiosen gründen (kredithaie, KFW;) dies nicht tun sollte, kommen hier basel I-II ins spiel. das sind dann die o.g. ungesicherten KREDITE.
      8% dieses KREDITS müssen dann vom EK, also vom eigenen geld durch die bank gedeckt sein, sollte der KREDITnehmer nicht zahlen können.
      das ist dann aber NICHT die MINDESTRESERVE!

      natürlich werden die banken (bei unges. KREDITEN z.b. kredithaie oder KFW;) alles tun, damit sie auch bei zahlungsunfähigkeit ihr geld zurückbekommen (russischer besuch;P, bei KFW der steuerzahler;P).


      see the difference?;)

      schöne grüße und einen guten rutsch
      dein student von nebenan;)

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