Freitag, 23. Dezember 2011

die hydra und der dax - oder: 25% blackrock als regelfall

blackrock...

...hmm

...blackhole hätte auch gepasst.

oder "der, dessen name nicht genannt werden darf" - obwohl, das ist nicht ganz richtig; ein name wird oft genannt:

BlackRock Inc.

...aber all die anderen (BlackRock Holdco 2 Inc., BlackRock Financial Management Inc., BlackRock Advisors Holdings Inc., BlackRock International Holdings Inc., BlackRock Jersey International Holdings L.P., BlackRock Group Limited  - und vielleicht noch viel mehr, bleiben diskret im hintergrund.

aber der reihe nach.

ich fasse mich kurz: problemaufriss, beispiel, tabelle, schlussfolgerungen, randbemerkungen und danksagungen - das soll mein fahrplan sein.

1. problemaufriss

nach einer studie von schweizer wissenschaftlern beherrschen 147 unternehmen 40% der weltwirtschaft. in den top 50 finden sich 49 banken und finanzinvestoren (s. post "wer beherrscht die welt? teil 1").

ich wollte herausfinden, in welchem umfang diese finanzgiganten an deutschen dax-unternehmen beteiligt sind.

um es vorweg zu nehmen:

das ergebnis hat mich umgehauen.

blackrock - wohin man auch schaut. und in einer dimension, die bisher weithin unbekannt sein dürfte.

2. beispiel

e.on, größter deutscher energiekonzern, hat nach eigenen angaben im geschäftsbericht 2010 (s. 107)  blackrock inc. als anteilseigner mit 4,87% im boot.

unspektakulär.

aber nur auf den ersten blick.

blöderweise gibt es in deutschland das wertpapierhandelsgesetz (wphg), dass aktionäre von börsennotierten unternehmen verpflichtet, sowohl dem unternehmen als auch der bundesanstalt für finanzdienstleistungsaufsicht unverzüglich mitzuteilen, wenn sie durch erwerb oder veräußerung 3%, 5%, 10%, 15%, 20%, 25%, 30%, 50% oder 75% der stimmrechte des unternehmens erreichen, überschreiten oder unterschreiten.

all diese sog. stimmrechtsmitteilungen findet man im netz; ich erkläre später, wie man die im selbstversuch am besten findet.

wir richten unser augenmerk jetzt mal auf eine stimmrechtsmitteilung vom 17.05.2010. da war nicht nur einmal blackrock mit von der partie, sondern - haltet euch fest - sieben firmen, die mit blackrock anfangen.

ich will euch die einzelheiten nicht ersparen:

BlackRock Inc. 5,94%
BlackRock Holdco 2 Inc. 5,76%
BlackRock Financial Management Inc. 5,76%
BlackRock Advisors Holdings Inc. 3,85%
BlackRock International Holdings Inc. 3,85%
BR Jersey International Holdings L.P. 3,85 %
BlackRock Group Limited 3,05%

32,06 Prozent! und nicht 4 oder 5%.

die anteile verändern sich dann im wochentakt (stimmrechtsmitteilungen vom 25.05., 04.06. und 10.06.2010) - nach meinen recherchen müsste blackrock

 25,08 Prozent zum 31.12.2010 an der e.on ag gehalten haben.

warum die anteile der anderen sechs blackrockies im geschäftsbericht unerwähnt bleiben, obwohl alle gemäß § 21 wphg mitteilungspflichtig waren, erschließt sich mir nicht.

3. tabelle

neben e.on habe ich die deutsche bank (im folgenden "DB"), allianz ("ALL"), basf, bayer ("BAY"), daimler ("DAI"), telekom ("TK"), sap und siemens ("SMS") auf blackrock-anteile untersucht. die ergebnisse findet ihr in der folgenden übersicht. unter den aufsummierten anteilen ist angegeben, aus welcher stimmrechtsmitteilung ("SRM") die anteile stammen. in der letzten zeile habe ich üblicherweise angegebene anteile ("ÜAA") dargestellt, die aus geschäftsberichten, der fachpresse (handelsblatt, ftd, etc.) und sonstigen semiprofessionellen publikationen zu entnehmen sind.


........................E.ON....DB....ALL...BASF...BAY....DAI.....TK.....SAP....SMS

BR Inc. ............5,94%...5,83...6,00...5,40...6,33...5,72...3,40...5,02...5,01
BR Holdco 2 ......5,76%...5,65...5,81...5,26...6,09...5,65...3,27...3,46...3,81
BR Fin. Man. ......5,76%...5,65...5,81...5,26...6,09...5,65...3,27...3,46...3,81
BR Adv. Hold. .....3,85%...3,44...3,97...3,14...0,00...3,44...0,00...0,00...3,02
BR Int. Hold. ......3,85%...3,44...3,88...3,12...3,99...3,44...0,00...0,00...0,00
BR Jers. Int. H. ...3,85%...3,44...3,88...3,12...3,99...3,44...0,00...0,00...0,00
BR Group Ltd. .....3,05%...0,00...3,41...0,00...3,44...0,00...0,00...0,00...0,00
Summe ............32,06...27,45..32,76..25,30..29,94..27,45..9,94..11,94.15,65
SRM vom ...............170510..180510..060510..091209..120510..180811..011209..090811..250811
ÜAA................4,87%...5,14....6,20....6,70...5,03...5,72...1,80...4,70...1,90

viele der üaa's hat mir das handelsblatt geliefert: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/in-welchen-dax-konzernen-blackrock-steckt/4150884.html?slp=false&p=21&a=false#image

4. schlussfolgerungen

a) wenn ich gewusst hätte, dass man informatik studiert haben muss, um in einen post eine tabelle einzufügen, hätte ich das trotzdem nicht gemacht. ich hoffe, der geneigte leser kann sich dennoch ohne größere mühe der darstellung hingeben.

b) blackrock hält an sechs der geprüften neun konzerne die sperrminorität von 25% - aktienrechtlich heißt das im klartext: bei wichtigen entscheidungen geht ohne die nichts.

c) in der deutschen presselandschaft ist bisher offensichtlich noch niemanden aufgefallen, dass blackrock nicht nur blackrock inc. ist, sondern viele namen hat und nicht im einstelligen Prozentbereich, sondern in der regel über 25% der anteile hält. warum? liegt es an deren anteilseignern? auch das wird zu prüfen sein.

d) warum in den geschäftberichten und auf den "investor relations"-seiten der geprüften konzerne immer nur die 4 oder 5% von blackrock inc., die restlichen 20% der blackrockies aber nicht erwähnt werden, obwohl auch deren anteile nach wphg mitteilungspflichtig sind, ist mir nach wie vor schleierhaft.

5.) randbemerkungen

a) ich weise darauf hin, dass die aktuellen anteile von blackrock an den geprüften konzernen in der regel andere sind. ich habe immer nur momentaufnahmen gemacht, die aber die dimensionen erahnen lassen.

b) es könnten auch noch weitere anteile von blackrockies in allen unternehmen vorhanden sein, die sich entweder bei der momentaufnahme nicht verändert haben (und damit nicht mitteilungspflichtig waren) oder sich in den nicht mitteilungspflichtigen grenzen bewegt haben (bspw. unter 3 oder zwischen 3 und 5 oder zwischen 5 und 10 prozent).

c) aus diesem grunde sind auch noch ganz andere szenarien denkbar.

so könnte investor A 5,01% an einem konzern erwerben. das gleiche machen auch die tocherfirmen A1 und A2. der gesamtanteil des investors A liegt bei 15,03% und wird nach wphg mitgeteilt. 15,03% sind nicht gerade wenig, aber aktienrechtlich erst einmal ungefährlich. im nächsten schritt erhöhen alle drei A-investoren ihre anteile auf 9,99%. dieser vorgang ist nicht nach wphg mitteilungspflichtig und somit erreicht A incl. tochterfirmen völlig unbemerkt 29,97%.

was ich damit sagen will:

ich habe keine ahnung, ob die herrschaft der blackrockies noch viel weiter geht, als ich dargestellt habe.

d) wer jetzt bock drauf hat, weitere börsennotierte deutsche unternehmen auf deren anteilseigner zu untersuchen, gehe wie folgt vor:

www.dgap.de
   => "unternehmenscenter"
        => name des gesuchten unternehmens eingeben
             => "mitteilungen" - da stehen dann alle möglichen mitteilungen; für unsere zwecke sind "DGAP-Stimmrechtsanteile" relevant.

viel spaß!     

6. danksagungen

ich danke in erster linie der allianz, ohne deren geschäftsbericht ich nicht auf die idee der stimmrechtsmitteilungen gekommen wäre. dankenswerterweise hatte die allianz in ihrem geschäftsbericht des jahres 2010 eine historie der stimmrechtsmitteilungen des berichtsjahres mitgeteilt - wohlbemerkt, ohne dass sie gesetzlich dazu verpflichtet gewesen wäre:

https://www.allianz.com/static-resources/de/investor_relations/berichte_und_finanzdaten/geschaeftsbericht/gb2010/v_1300784900000/gb2010_se.pdf

ab s. 128 des geschäftsberichtes

ich wünsche euch noch einen schönen abend!

Montag, 19. Dezember 2011

wer beherrscht die welt? teil 3

so, heute wirds richtig fett - schnallt euch schon mal an.

nachdem ich in teil 2 der frage nachgegangen bin, wer bei amerikanischen banken und finanzinvestoren die finger im spiel hat, will ich mich heute damit beschäftigen, wem  "unsere"  dax-konzerne  gehören. sind da auch blackrock und konsorten im boot? und wenn ja - in welchem umfang?

los gehts mit handverlesenen dax-konzernen, allen voran natürlich die kandidaten die es in die top 50 der 147 geschafft haben.

1. deutsche bank

treffer!

blackrock ist der größte anteilseigner:

"Die Deutsche Bank-Aktie befindet sich weiterhin fast vollständig in Streubesitz. Meldepflichtige Großaktionäre, deren Aktienposition am 31. Dezember 2010 über der Meldeschwelle von 3 % lag, waren die Credit Suisse Group, Zürich, mit 3,86 % und BlackRock Inc., New York, mit 5,14 %." 

zitat aus: http://www.deutsche-bank.de/ir/de/download/Deutsche_Bank_Geschaeftsbericht_2010_gesamt.pdf

aktueller nachtrag:

"12. Oktober 2011: Capital Research and Management Company, Los Angeles, hält 3,08% Deutsche Bank-Aktien."

Quelle: http://www.deutsche-bank.de/ir/de/content/aktionaersstruktur.htm

2. allianz se

ist viiiiiel spannender als herrn ackermann seine bude!

zunächst mal ein blick in den geschäftsbericht 2010. auf 146 seiten kein wort zur struktur der anteilseigner. allerdings sind ab s. 128 mitteilungen gemäß § 21 abs. 1 WpHG aufgeführt. kurze juristische erläuterung: aktionäre von börsennotierten unternehmen sind verpflichtet, sowohl dem unternehmen als auch der bundesanstalt für finanzdienstleistungsaufsicht unverzüglich mitzuteilen, wenn sie durch erwerb oder veräußerung 3%, 5%, 10%, 15%, 20%, 25%, 30%, 50% oder 75% der stimmrechte des unternehmens erreichen, überschreiten oder unterschreiten.

jetzt richten wir die aufmerksamkeit mal auf die eintragungen vom 06. mai 2010. diverse firmen, die irgendwie mit blackrock anfangen, erhöhten ihre anteile auf folgende prozente:

BlackRock Inc. 6,00%
BlackRock Holdco 2 Inc. 5,81%
BlackRock Financial Management Inc. 5,81%
BlackRock Advisors Holdings Inc. 3,97%
BlackRock International Holdings Inc. 3,88%
BR Jersey International Holdings L.P. 3,88 %
BlackRock Group Limited 3,41%

damit waren am 06. mai 2010 waren diverse blackröcke mit mindestens 32,76% bei der allianz im boot.

treffer, versenkt.

wer jetzt bock drauf hat, kann gerne verfolgen, wie sich die anteile weiter verändert haben, ist mir persönlich zu müßig.

was ich damit sagen will: wir reden nicht von 5 oder 6% für blackrock, sondern von ganz anderen dimensionen.

meine erkenntnisse gewann ich hier:

https://www.allianz.com/static-resources/de/investor_relations/berichte_und_finanzdaten/geschaeftsbericht/gb2010/v_1300784900000/gb2010_se.pdf


3. basf

auch hier mal wieder schwarzfels-invasion:

BlackRock Inc. 5,40%
BlackRock Holdco 2 Inc. 5,26%
BlackRock Financial Management Inc. 5,26%
BlackRock Advisors Holdings Inc. 3,14%
BlackRock International Holdings Inc. 3,12%
BR Jersey International Holdings L.P. 3,12%

macht summa summarum 25,30% zum 09.12.2009

quelle: http://www.dgap.de/news/uk_regulatory/basf-release-according-article-section-the-wphg-the-german-securities-trading-act-with-the-objective-europewide-distribution_120_610103.htm

4. bayer

zum 12.05.2010:


BlackRock Inc. 6,33%
BlackRock Holdco 2 Inc. 6,09%
BlackRock Financial Management Inc. 6,09%
BR Jersey International Holdings L.P. 3,99%
BlackRock International Holdings Inc. 3,99%
BlackRock Group Limited 3,99%

sind wohl 29,94% - wo ist eigentlich mein taschenrechner?

quelle: http://irpages2.equitystory.com/cgi-bin/show.ssp?id=222&companyName=bayer&newsID=936763&language=German

ich fasse für heute mal kurz die anteile von blackrock an den bisher geprüften dax-konzernen zusammen:

allianz 32,76%
bayer 29,94%
basf 25,30%
deutsche bank 5,14% (das muss ich nochmal prüfen, ich vermute fast, dass es sich wie bei den drei anderen darstellt)

abschließend zwei anmerkungen:

1.) ich weise darauf hin, dass die aktuellen anteile andere sind. ich habe immer nur momentaufnahmen gemacht, die aber die dimensionen erahnen lassen.

2.) es könnten auch noch weitere anteile von blackrockies in allen unternehmen vorhanden sein, die sich entweder bei der momentaufnahme nicht verändert haben (und damit nicht mitteilungspflichtig waren) oder sich in den nicht mitteilungspflichtigen grenzen bewegt haben (bspw. unter 3 oder zwischen 3 und 5 oder zwischen 5 und 10 prozent).

morgen sind daimler, telekom, e.on, sap und siemens dran.

feuer frei!

ich wünsche euch noch einen schönen tag!

Sonntag, 18. Dezember 2011

wer beherrscht die welt? teil 2

ich habs versprochen - es wird ein mehrteiler.

erkenntnis aus teil 1: 147 unternehmen beherrschen 40% der weltwirtschaft.

aber wem gehören die 147 unternehmen?

einen ersten aufschlag in dieser richtung hat die prawda gemacht. richtig gelesen - die prawda. wer hätte je gedacht, dass man die prawda mal zu mehr als zum nasse wanderstiefel ausstopfen gebrauchen kann?

die prawda hat mal ein paar us-banken und andere finanzbistros auf deren shareholder untersucht.

1) State Street Corporation  (platz 5 von 147):
anteilseigner: State Street Corporation (ja - ist richtig, man hält anteile an sich selbst), Vanguard Group, BlackRock, FMR (Fidelity), Massachusetts Financial Services, Capital Research Global Investor, Barrow Hanley, GE, Putnam Investment.

2) JP Morgan (platz 6 von 147):
State Street Corp., Vanguard Group, FMR, BlackRock, T. Rowe, AXA, Capital World Investor, Capital Research Global Investor, Northern Trust Corp., Bank of Mellon.

3) Bank of NY Mellon (platz 16 von 147):
State Street Corporation, Vanguard Group, BlackRock, FMR (Fidelity), Davis Selected, Massachusetts Financial Services, Capital Research Global Investor, Dodge, Cox, Southeatern Asset Mgmt.

4) Goldman Sachs (platz 18 von 147):
State Street Corporation, Vanguard Group, BlackRock, FMR (Fidelity), Wellington, Capital World Investors, AXA, Massachusetts Financial Service and T. Rowe.

5) Morgan Stanley (platz 21 von 147):
State Street Corporation, Vanguard Group, BlackRock and FMR (Fidelity), Mitsubishi UFJ, Franklin Resources, AXA, T. Rowe, Bank of NY Mellon e Jennison Associates. Rowe, Bank of NY Mellon and Jennison Associates.

6) Bank of America (platz 25 von 147):
State Street Corporation, Vanguard Group, BlackRock, FMR (Fidelity), Paulson, JP Morgan, T. Rowe, Capital World Investors, AXA, Bank of NY, Mellon.

7) Citigroup:
State Street Corporation, Vanguard Group, BlackRock, Paulson, FMR, Capital World Investors, JP Morgan, Northern Trust Corporation, Fairhome Capital Mgmt and Bank of NY Mellon.

8) Wells Fargo:
Berkshire Hathaway, FMR, State Street, Vanguard Group, Capital World Investors, BlackRock, Wellington Mgmt, AXA, T. Rowe and Davis Selected Advisers.

jaja - ich hör ja schon auf! ich weiß, dass es langweilig wird. immer die gleichen.

bei allen acht im boot:

- state street corporation
- fmr (fidelity)
- vanguard
- blackrock

und auch sonst immer die gleichen:  axa, capital world investor, capital research global investor und wie sie alle heißen. übrigens: überall wo capital vorne dran steht, ist egal was dann noch kommt - es ist eh alles The Capital Group Companies Inc.

das sieht verdammt nach einem geschlossenen system aus.

den prawda-artikel findet ihr hier:

http://english.pravda.ru/business/finance/18-10-2011/119355-The_Large_Families_that_rule_the_world-0/

da ich leider keine zeit habe, die obigen beteiligungen im einzelnen zu prüfen mache ich das einfach mal mit ein paar teutonischen schwergewichten aus dem dax; das dann aber morgen.

ich wünsche euch noch einen schönen abend!

wer beherrscht die welt? teil 1

gute frage, harry, gute frage, hätte hagrid gesagt.

der geneigte leser meint vielleicht: muss man das untersuchen? die antwort ist doch klar: daimler, siemens, bp, exxon, coca cola, microsoft und neuerdings google.

mal vorab: von den oben genannten ist keiner unter den ersten 50.

aber der reihe nach.

drei schweizer wissenschaftler von der eth zürich haben im september 2011 ihre studie "the network of global corporate control" veröffentlicht.

im rahmen dieser untersuchung haben die schweizer aus der orbis-unternehmensdatenbank, die 37 millionen unternehmen aus 194 ländern enthält, im ersten schritt 43.060 unternehmen herausgefiltert, die länderübergreifend tätig sind.

im zweiten schritt wurde untersucht, inwieweit diese 43.060 unternehmen eigenständig oder beherrscht agieren. dazu wurden die verflechtungen der unternehmen untereinander analysiert.

1.318 unternehmen in 26 ländern stellten sich über ihre verflechtungen als besonders dominant heraus.

innerhalb dieser gruppe der 1.318 konnten die schweizer sodann eine art "inneren kern" der weltwirtschaft identifizieren. es handelt sich dabei um 147 unternehmen, die über ihre beteiligungen 40% der international tätigen unternehmen beherrschen. die gruppe der 147 wiederum ist durch ein enges geflecht gegenseitiger beteiligungen gekennzeichnet und kontrolliert sich dadurch komplett selbst.

jetzt aber mal butter bei die fische; wer isses?

platz 1 geht an barclays plc - ok kennt man.
platz 2 - capital group companies - nie gehört
platz 3 - fmr group - hä?
platz 4 - axa - hätte ich jetzt auch nicht gedacht
platz 5 - state street corporation - straßenbaufirma? weit gefehlt - finanzinvestor.

so geht das munter weiter mit ein paar bekannten und vielen unbekannten. das abschneiden aus deutscher sicht: platz 12 deutsche bank, platz 28 allianz - mäßig, mäßig.

das erste unternehmen, das mal keine bank oder finanzinvestor ist, kommt auf platz 50 - china petrochemical group.

zu finden ist die studie hier:

http://arxiv.org/pdf/1107.5728v2

das echo in der deutschen medienlandschaft sah übrigens wie folgt aus:

spiegel, stern, faz, süddeutsche, handelsblatt, focus, taz und bild - sahen sich nicht genötigt, in irgendeiner form zu berichten.

der wirtschaftswoche wars zumindest 10 sätze und eine brutalst informative bildergalerie wert:

http://www.wiwo.de/bilder/ranking-die-einflussreichsten-unternehmen-der-welt/5770726.html

die zeit hat sich auch ein paar zeilen abgerungen:

http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2011-11/innere-zirkel-wirtschaftselite/seite-2

die welt überrascht mit ihrer schlussfolgerung:

"Noch dominieren privatwirtschaftliche Konzerne, doch staatlich gelenkte Firmen weiten ihren Einfluss rasch aus"

ähm ja - geschenkt, springer-presse halt. mein vater würde sagen: was willste vom ochsen anderes erwarten als rindfleisch.

http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article13681201/Die-globale-Macht-der-Grosskonzerne.html

den einzigen halbwegs ausführlichen artikel habe ich in der frankfurter rundschau gefunden:

http://www.fr-online.de/wirtschaft/maechtige-konzerne-147-unternehmen-kontrollieren-die-welt,1472780,11055250.html

das dicke ende kommt aber jetzt:

ich habe ja nicht umsonst in die überschrift "teil 1" geschrieben - die nächste spannende frage ist ja: wem gehören eigentlich die 147 unternehmen? ein herr ackermann macht ja auch nicht das, was ihm morgens beim rasieren einfällt, sondern was ihm seine anteilseigner vorschreiben.

es wird also nicht unspannender.

Samstag, 17. Dezember 2011

das mindestreservesystem - oder: die bank gewinnt immer

nachdem der geneigte leser jetzt im bilde ist, wie geld entsteht (s. geldschöpfungs-post) will ich im nächsten schritt das mindestreservesystem der banken erklären.

funktioniert am besten am praktischen beispiel:

beispiel 1:

häuslebauer h geht zur bank b und will 100.000 €, um ein haus zu bauen. die bank b gibt häuslebauer h den gewünschten kredit und schreibt dem konto von h 100.000 € gut.

woher nimmt die bank das geld? aus den spareinlagen anderer kunden?

weit gefehlt - die bank erschafft die 100.000 €, indem sie die zahl 100.000 in den pc der bank eingibt und auf enter drückt.

die bank muss dafür lediglich 2 prozent der kreditsumme, in unserem fall also 2.000 € bei der zentralbank (im euroraum die ezb) hinterlegen. diese hinterlegte summe ist die so genannte mindestreserve.

jetzt rechnen wir mal:

die bank nimmt die 2.000 € für die mindestreserve in der regel als kredit bei der zentralbank auf. der leitzins der ezb liegt derzeit bei 1%. wir rechnen wie immer für ein jahr: die bank kostet das vorhalten der mindestreserve für ein jahr somit 20 €.

auf der anderen seite kassiert die bank für die erschaffenen 100.000 € zinsen vom häuslebauer. bei einem zinssatz von 5% sind dies 5.000 €.

weil es so unglaublich scheint, fasse ich gern noch einmal zusammen:

die bank hat weder 2.000 oder gar 100.000 € im bestand. um 100.000 € kredit zu vergeben, borgt sie sich 2.000 € bei der zentralbank. kosten für die bank: 20 €. für die von der bank selbst geschaffene geldmenge von 100.000 € kassiert die bank 5.000 € zinsen.

kleine guv:

einnahmen: 5.000 €
ausgaben: 20 €
überschuss: 4.980 €

in dem kontext ist mir völlig schleierhaft, wie herr ackermann seinen laden auf 25% eigenkapitalrendite runterrechnen will.

weil aber für herrn ackermann die 5.000 € vom häuslebauer h bestenfalls peanuts sind, kommen wir nun zum größeren rahmen. da heutzutage nur noch von milliardenbeträgen und staatsschulden die rede ist, machen wir im beispiel 2 da einfach mal mit.

beispiel 2:

frau merkel stellt fest, dass herr schäuble völlig überraschend seinen laden nicht im griff hat und deutschland geld braucht, sagen wir mal 2 mrd. €.

was macht frau merkel? sie gibt staatsanleihen heraus, die alle der herr ackermann kaufen will.

herr ackermann hat aber auch kein geld in der portokasse und nimmt deshalb einen kredit bei der ezb auf. 2 mrd. €. laufzeit 1 jahr, leitzins 1% - kennen wir ja schon. 1% zinsen für 2 mrd. € verursachen bei herrn ackermann kosten von 20 mio €, die er als zinsen an die ezb zahlen muss.

von frau merkel erhält herr ackermann aktuell 2% zinsen auf die gekauften staatsanleihen, mithin 40 mio für die laufzeit von einem jahr. herr ackermann erwirtschaftet somit allein mit diesem geschäft einen gewinn von 20 mio €.

jetzt kommt die mindestreserve ins spiel:

herr großmann kommt zu herrn ackermann. atomstrom ist out, windkraft ist in. herr großmann muss seinen ganzen kraftwerkspark umbauen und braucht 100 mrd. €. kein problem, sagt herr ackermann. er setzt sich an seinen pc, tippt die zahl 100.000.000.000,00 € in den rechner - enter - schwupps hat er 100 mrd € geschaffen und die gleich dem konto von herrn großmann gutgeschrieben. herr großmann soll 5% zinsen für den kredit zahlen.

zur hinterlegung der mindestreserve nimmt herr ackermann die 2 mrd. deutscher staatsanleihen, die er von frau merkel gekauft hat. diese werden von der ezb als 100%-ige sicherheit akzeptiert.

kleine guv für herrn ackermann:

ausgaben: 20 mio € (für den kredit von 2 mrd €, den er bei der ezb aufgenommen hat)

einnahme 1: 40 mio € (kriegt er von frau merkel für die gekauften staatsanleihen im wert von 2 mrd €)

einnahme 2: 5.000 mio € (kriegt er von herrn großmann für die am pc selbst geschaffene geldmenge von 100 mrd. €)

überschuss: 5.020.000.000,00 € (in worten: fünf milliarden und zwanzig millionen euro)

ich wünsche ihnen noch einen schönen abend!

Freitag, 16. Dezember 2011

geldschöpfung - ein unvollkommer prozess

um unser geldsystem zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit der geldschöpfung auseinandersetzen. nach meinen erkenntnissen gibt es selbst in höheren bildungsschichten nur ganz vereinzelt kenntnisse darüber, wie unser geldsystem funktioniert und wie unser geld geschaffen wird. ich habe mit ca. 50 freunden, kollegen und verwandten gesprochen - es wußte einer. einer von 50 sind 2%. da das durchweg akademiker sind, gehe ich davon aus, dass der anteil der bevölkerung, der in deutschland über fundierte kenntnisse des geldsystems verfügt, weit unter 1 Prozent liegt.

auf gehts - die geldschöpfung

woher kommt unser geld? aus der presse - ist die antwort derer, die nicht mit den schultern zucken. naja, das ist nicht ganz falsch, aber noch lange nicht richtig. wäre in der schule wahrscheinlich eine 5+.

es gibt in unserem geldsystem nur zwei prozesse durch die geld geschaffen wird.

1.) die zentralbank (bei uns: ezb) vergibt einen kredit an eine geschäftsbank.

2.) eine geschäftsbank vergibt einen kredit an einen kunden.

daraus folgt: alles geld, was im geldsystem vorhanden ist, wurde durch kredit geschaffen.

das führt uns sogleich zum kernproblem:

der zins.

für alle kredite sind zinsen zu zahlen.

das geld für zinsen wurde aber nie geschaffen.

klingt kompliziert, ich erkläre es aber gleich. ich hab auch ein paar anläufe gebraucht, um es zu verstehen, da es von den paar leuten, die es verstanden haben oft nur verkürzt dargestellt wird.

modell 1

stellen wir uns einem ersten modell vor, dass es auf der ganzen welt nur eine bank, nur einen kreditnehmer und nur einen kredit gibt.

die bank gibt dem kreditnehmer einen kredit von 100.000 €. das bewerkstelligt sie, in dem der bankangestellte die zahl 100.000 in einen computer eingibt und auf enter drückt. schon sind die 100.000 € auf dem konto des kreditnehmers. der kredit läuft ein jahr und der zinssatz beträgt 5%. am jahresende soll der kreditnehmer also 105.000 € an die bank zurückzahlen. und - fällt jemanden etwas auf? richtig - es fehlen exakt 5.000 €. die zinsen nähmlich. die wurden nicht geschaffen. es ist für den kreditnehmer also nicht möglich, den kredit plus zinsen zurück zu zahlen, da das geld, was er als zins an die bank zahlen soll, nicht geschaffen wurde.

q.e.d.

jaja - höre ich den geneigten leser schon rufen: aber gibt ja nicht nur eine bank und einen kreditnehmer und einen kredit, sondern ganz viele!

das ist richtig, dadurch wird die geschichte ja aber nicht besser. also spielen wir das ganze mal mit mehreren personen durch.

modell 2

wir haben jetzt 4 beteiligte: die bank und 3 kreditnehmer; den bauern, den müller und den bäcker. alle 3 kreditnehmer nehmen kredite von je 100.000 € auf. die bank vergibt also kredite im volumen von 300.000 €. der zinssatz für alle 3 kredite beträgt wieder 5%; die laufzeit ein jahr. am jahresende will die bank von allen 3 kreditnehmern je 105.000 € haben. in summe sind das 315.000 €. fällt jemanden etwas auf? richtig - es fehlen 15.000 € im system. wie im modell 1 exakt die zinsen. die drei können anstellen, was sie wollen - mindestens einer wird die verpflichtung gegenüber der bank nicht erfüllen können.

das ist ja gut und schön, höre ich den geneigten leser einwerfen, aber wir haben ja nicht nur 3 kreditnehmer, sondern viel mehr!

richtig - aber auch das wird die sache nicht besser machen. der leser kann gern einmal eigenständig modell 3 mit 80 mio kreditnehmern durchrechnen.

was sagt uns das?

1.) ein geldsystem, in dem alles geld durch kredit erzeugt wird, ist eine fehlkonstruktion.
2.) es irrelevant, wieviel geld erzeugt wird, da jedenfalls immer die zinsen fehlen.

Nachtrag vom 03.05.2012:

Ein namentlich nicht genannt sein wollender COO einer deutschen Großbank hat mir gegenüber bei einem Frühstück in meiner bescheidenden Hütte am Küchentisch persönlich bestätigt, dass obige Ausführungen den Prozess der Geldschöpfung weder unzulässig vereinfachen, verzerren oder verfälscht darstellen. Kurzum: Es ist die Wahrheit.


Donnerstag, 15. Dezember 2011

anpfiff

so, der ball rollt.

mein blog.

als ob es davon nicht schon genug gäbe, könnte man jetzt einwenden.

stimmt.

dennoch sehe ich mich durch die aktuellen entwicklungen in politik und weltwirtschaft veranlasst, auch noch meinen senf dazu zu geben.

was will ich mit meinem blog erreichen?

ich will weniger antworten geben, als den geneigten leser animieren, fragen zu stellen und sich selbst auf diese fragen antworten zu suchen. denn wenn man die richtige frage stellt, ist die antwort nicht weit. und wenn man keine antwort findet, sollte man sich fragen, warum man keine antwort findet.

an folgenden themen will ich mich in den nächsten wochen abarbeiten:

1.) zinsfaschismus - klingt hart, ist auch unter dem namen soziale marktwirtschaft oder kapitalismus bekannt. ist zinsfaschismus die treffendere bezeichnung?

2.) plutokratie statt demokratie - wer hat in deutschland das sagen?

3.) für wen arbeiten wir eigentlich? - liegt die reale abgabenquote bei 90%?

4.) warum arbeiten wir die ganze woche? - wir steigern jedes jahr die produktivität. wir produzieren alles im überfluss. reichen da nicht 20 stunden arbeit die woche?

ansonsten habe ich noch auf dem zettel:

geldschöpfung, esm, pnac, fed, 147 unternehmen

frei nach georg schramm: ich wünsche ihnen noch einen schönen tag!